Das Leben mit Allergie, Anaphylaxie und Asthma ist anders. Das merkt man nach der Diagnose sehr schnell. Es ändert sich das gesamte Leben, nicht „nur“ das Essen. Als wir für Milena im Frühjahr 2015 diese Diagnose erhielten, war sie 3 Jahre alt, ihre kleine Schwester Calina 1,5 Jahre.
Wie sah mein beruflicher Plan aus?
Auch als Mama hat man berufliche Pläne. Mein Plan war, ab Herbst wieder aus der Elternzeit (in Teilzeit) zu meinem alten Arbeitgeber zurück zu kehren. Meine Selbständigkeit als Ernährungsberaterin wollte ich nebenbei aufbauen. Wie Du in anderen Blogartikeln nachlesen kannst, habe ich meinem Wiedereinstieg sehr gut vorbereitet. Das Essen im Kindergarten war abgeklärt, in die Handhabung der Notfallmedikation waren die Erzieherinnen verlässlich eingewiesen. Es hätte also los gehen können.
Was war das Problem?
Das Problem war mein Herz. Für mich war von der ersten Anaphylaxie bis zu meinem Arbeitsbeginn zu wenig Zeit vergangen. Damals habe ich im Aussendienst gearbeitet. Die Tätigkeit war mit vielen Reisen, Veranstaltungen und langen Arbeitstagen verbunden- auch in Teilzeit. Es war für mich unvorstellbar, weiter als eine Stunde Fahrzeit von meiner Tochter entfernt zu sein. Nach endlos vielen schlaflosen Nächsten wurde mir eines klar: das Modell, was ich mir ausgedacht habe, ist gut- aber für mich funktioniert es nicht.
Mein Plan B
Ich wollte immer als Ernährungsberaterin selbständig arbeiten. Nur hatte ich für meinen Berufseinstieg zunächst die sichere Alternative geplant. Den Aufbau der Selbständigkeit nebenbei. Den Plan änderte ich und begann sofort: ich schrieb einen Businessplan, beantragte den Gründungszuschuss, zertifizierte mich und eröffnete meine Praxis mit dem Schwerpunkt Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten.
Für mich als Mama eines Kindes mit Anaphylaxie war es im Nachhinein die beste Entscheidung. Ich mache genau das, was ich immer machen wollte- ohne den geplanten Umweg, erst in meinen alten Beruf zurück zu kehren. Trotzdem ist das Arbeiten durch die Allergie und das Asthma meiner Tochter oft eine Herausforderung.
Wie sieht mein Arbeitsalltag mit Allergie, Anaphylaxie und Asthma aus?
Ich arbeite, wann immer ich kann. Zweimal in der Woche sind die Kinder bei meinen Eltern. Das sind meine festen Arbeitstage, hier vereinbare ich Termine- meist von morgens bis abends. An den anderen Tagen arbeite ich flexibel. Das kann morgens ab 5h sein oder abends- meist morgens und abends ;-). Einen halben Tag am Wochenende nutze ich ebenfalls zum Arbeiten. Auch in den Ferien habe ich mit meinen Kindern Absprachen getroffen, so dass ich jeden Tag ein paar Stunden arbeiten kann.
Es ist kein Arbeitstag von 9-17h. Das kommt nicht für jeden in Frage. Für mich ist es aber perfekt, wenn auch nicht immer einfach! So war ich jedoch im Kindergarten sehr flexibel und konnte meine Tochter einfach vor dem Essen abholen, wenn es kurzfristig ein Gericht mit Nüssen gab. In der ersten Klasse konnte ich spontan geplante Schulausflüge begleiten und bei Lehrerwechseln immer wieder Lehrer schulen (im ersten Schuljahr hatte meine Tochter 4 verschiedene Klassenlehrerinnen). Auch andere Feiern wie Sommerfeste, Ballett-Workshops, etc. kann ich mir einplanen, frei nehmen und sicheres Essen für sie vorbereiten bzw. sie begleiten. Für uns gibt es kein „geht nicht“ wegen der Allergie- wir finden einen Weg.
Mein Fazit:
Jede Familie hat ihre eigene Lebensplanung. Wenn Du nach der Diagnose Allergie, Anaphylaxie oder Asthma merkst, dass Euer Lebensplan nicht mehr passt- ändere ihn! Versuche ihn so zu ändern, dass es sich wieder besser anfühlt. Dies können Kleinigkeiten sein, wie z.B. die Wahl einer anderen Betreuungseinrichtung oder auch grundlegende Entscheidungen, wie bei mir. Aber je besser der Plan am Ende wieder passt, desto „leichter“ ist das Leben mit der Allergie, Anaphylaxie oder dem Asthma.
Natürlich ist eine berufliche Karriere trotz Allergie, Anaphylaxie und Asthma eine Herausforderung. Du benötigst ein Netz zur Unterstützung. Ein Netz aus Familie und Freunden. Es muss nicht riesig sein- aber zu 100% verlässlich. Mein Netz besteht aus meinem Mann, meinen Kindern, meinen Eltern und zwei befreundeten Familien.
Ich habe einen ganz wichtigen Satz, den ich mir in vielen Situationen sage: „Das Leben ist für Dich.“ – Und Rückblickend hat es bei mir immer gestimmt.
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