Nahrungsmittelprovokation zur Überprüfung der Allergie 

Wie läuft eine Provokation eigentlich ab? Das werde ich so oft gefragt. Daher gibt es nun eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte zur Nahrungsmittelprovokation.

Bei einer Provokation isst Du / Dein Kind das Allergen bzw. das verdächtige Lebensmittel in unterschiedlichen Mengen. Dabei steigt die Menge an Allergen mit jeder Mahlzeit. Provokationen laufen unter ärztlicher Aufsicht im Krankenhaus ab. Die Provokation sollte immer unter den gleichen (standartisierten) Bedingungen ablaufen. Daher gibt es sogar für die Ärzte „Leitlinien zur Standardisierung von oralen Provokationstests bei Verdacht auf Nahrungsmittelallergie“.

Am Häufigsten werden Provokationen bei Kindern durchgeführt, um einen Allergieverdacht zu bestätigen oder die Allergie zu überprüfen. Die meisten Provokatinen werden mit Kuhmilch, HÜhnerei, Weizen, Soja, ERdnuss und Haselnuss gemacht.

Wie ist das genaue Vorgehen bei der Provokation:

Doppel-blind Placebo kontrolliert

So sollte die Provokation ablaufen. Das bedeutet, an einem Tag erfolgt die Provokation mit dem jeweiligen Allergen und an dem anderen Tag ist das Allergen gar nicht in den Mahlzeiten enthalten. Doppel blind heisst, weder der Arzt noch die Patienten wissen, an welchem Tag das Allergen bzw. die Placebomahlzeit ohne Allergen gegeben werden. Trotzdem sollte Allergenmahlzeit und Placebomahlzeit natürlich in Geschmack, Geruch, Konsistenz und Aussehen gleich sein. Eine Herausforderung! 

 

Meidung des verdächtigen Lebensmittels

Vor der Provokation sollte das verdächtige Lebensmittel strikt gemieden werden. Aber das machen die meisten Familien sowieso. Es ist jedoch eine Anordnung in der Leitlinie, daher nehme ich es auch mit auf.

 

zeitlicher Ablauf

Begonnen wird die Provokation in der Regel am Vormittag nach einem leichten Frühstück. Da die Provokation über mehrere Stunden dauert und mit sehr kleinen Portionen beginnt, haben die Kinder zu großen Hunger, wenn sie nüchtern starten. Ausserdem entspricht es nicht dem Alltag.

Während der Provokation sind Getränke jedoch erlaubt: Wasser, Tee oder verdünnte Säfte. 

Die Verabreichung des Allergens erfolgt in titrierten, langsam aufsteigenden Dosierungen. Dazu gibt es genaue Titrationsmengen. Jedoch nehme ich die hier nicht mit auf. Der Text wird dann zu lang. Es sind auf jeden Fall immer 7 „Portionen“, die das Kind an dem Tag isst. Diese Portionen sind oft ein Pudding, Obstmus etc. in die das Allergen in aufsteigenden Dosen eingemischt wird. Auch sind die Portionen nicht immer gleich groß, meist sind die ersten Portionen ein kleiner Tropfen aber mit steigendem Allergengehalt steigt natürlich auch die Portionsgröße. Der zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Titrationsstufen beträgt ca. 30 Minuten. 

Am Ende entspricht die Menge an Allergen, die dem Kind während der Provokation gegeben wurde einer altersentsprechenden Gesamtmenge. Also z.B. 150 ml Kuhmilch, 1 Ei oder eine Hand voll Nüsse. 

 

Kumulative Dosis

Wenn es im Rahmen dieser titrierten Provokation keine Reaktion gibt, dann wird am nächsten Tag noch eine kumulative Dosis gegeben. Das bedeutet, eine ganze Portion in einem. Und tatsächlich sieht man in Studien, dass auf diese Dosis 10% der Kinder, die bei der titrierten Provokation nicht reagiert haben, reagieren. Deswegen macht das definitiv Sinn. 

Was passiert bei einer Reaktion?

Im Falle einer ersten Reaktion entscheidet der Arzt, wie es weiter geht. Ist die Reaktion leicht, wird oft die nächste Titrationsstufe verabreicht. Bei einer schweren Reaktion, wenn eine Gabe des PEN notwendig ist empfehle ich tatsächlich allen Eltern: BITTE setzt den PEN selber. Besser, als unter Anleitung des Arztes kannst Du es nicht lernen! Auch wenn es eine Überwindung ist und man froh ist, wenn der Arzt die Versorgung des Kindes übernimmt. Es gibt Dir im Nachhinein so viel Sicherheit. Manche Kliniken machen das automatisch, bei anderen muss man es erfragen. Ich würde das im Vorgespräch immer ansprechen. 

Bleibt man immer über Nacht?

In der Regel ja, da es ganz selten allergische Spätreaktionen gibt. Und JA, das Kind bekommt auch einen Zugang. 

Was empfehle ich noch?

Vorbereitung

Bereite Dich / Dein Kind gut auf die Provokation vor. Schreibe Dir die Fragen auf und erkläre Deinem Kind altersgerecht, warum ihr die Provokation macht. Was ist Euer Nutzten? Und wenn Du den nicht weißt, dann frage bitte nochmal den Arzt. 

Auch empfehle ich, für die Provokation ein paar Spielzeuge von zu Hause mitzunehmen. Es gibt zwar ein Spielzimmer auf der Station aber oft spielen die Kinder lieber mit ihrem eigenen Spielzeug / lesen ihre vertrauten Bücher. Es ist ja eine aufregende Situation für alle Beteiligten. 

Pack auch das Kuscheltier und ein Kuschelkissen für Dein Kind ein. Das beruhigt. 

 

Nimm ausreichend Allergie geeignetes Essen mit

Ich höre immer wieder, dass auch Krankenhäuser, die Provokationen durchführen kein allergiesicheres Essen zur Verfügung stellen können. Wir selber haben bereits in mehreren Krankenhäusern im Umkreis diese Erfahrung gemacht. Es gibt aber Kinder, die nach der Provokation und nach der Gabe des Adrenalinpen großen Hunger haben. Ist dann kein allergiegeeignetes Essen verfügbar bzw. ist gerade keine Essenszeit, dann brauchst Du Vorräte an Essen für Dein Kind. Bitte packe ausreichend herzhafte und süße Snacks ein. 

 

Wie häufig sollte eine Allergie mittels Reprovokation überprüft werden?

Hier unterschiedet man zwischen den Allergien, die sich recht schnell verwachsen und denen, die sich eher selten und langsamer verwachsen:

Bei Kuhmilcheiweißallergie wird eine Reprovokation nach einem Jahr empfohlen. Bei Hühnerweiweißallergie nach 2 Jahren, wobei in Abhängigkeit der Allergie bereits vorher ein Test auf die Verträglichkeit von verbackenem Ei durchgeführt werden sollte.

Bei Erdnuss oder Nussallergie, also die Nahrungsmittel mit einer geringeren Chance auf Toleranzentwicklung wird eine Reprovokation nach 3-5 Jahren empfohlen.