Nach der ersten allergischen Reaktion erfolgt in einem gewissen Zeitabstand die Allergiediagnostik. Wenn Du einen Allergietest in der Hand hältst, stehen dort sehr viele Buchstaben und Zahlen. Einzelne Nahrungsmittel lassen sich noch identifizieren aber oft steht zum Beispiel unter Erdnuss: rAra h 1, rAra h 2, rAra h 3.
Was bedeutet das?
Die molekulare Allergiediagnostik untersucht eine Sensibilisierung gegen einzelne Allergenkomponenten. Am Beispiel von der Erdnuss bedeutet das folgendes: wird die Erdnuss untersucht, liest Du auf Deinem Laborbefund Erdnuss mit dem dazu gehörigen Wert. Erdnuss bedeutet, dass dies ein Allergenextrakt der Erdnuss ist. Hier sind alle Proteine der Erdnuss enthalten. Man weiß also, dass die Person gegen ein oder mehrere Allergene der Erdnuss IgE Antikörper gebildet hat. Das ist zusammen mit einer Reaktion nach dem Verzehr von Erdnuss absolut ausreichend, für die Diagnose Erdnussallergie.
Seit ein paar Jahren können wir die einzelnen Proteine der Erdnuss jedoch rekombinant (also mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen) herstellen. Der Vorteil für die Diagnostik ist, dass der Allergologe und die Ernährungsberatung genau sehen können, gegen welche Allergene in der Erdnuss die Person reagiert. Genau das ist die molekulare Allergiediagnostik.
Welchen Nutzen hat die molekulare Allergiediagnostik für den Patienten?
Am Ende dreht sich für den Allergiker alles um die Lebensqualität. Im Falle der Erdnussallergie kann abgeschätzt werden, ob es sich um eine primäre Nahrungsmittelallergie handelt oder um eine Allergie auf Grund von Kreuzreaktionen. Somit kann dann auch eine Aussage getroffen werden, ob die Gefahr einer sehr schweren allergischen Reaktion (also einer Anaphylaxie) besteht. Denn bei der Erdnussallergie sind vor allem die primären Nahrungsmittelallergien mit einer schweren Symptomatik verbunden.
Bleiben wir bei der Erdnussallergie und schauen uns 2 Beispiele an:
Person | Erdnuss-Extrakt | rAra h 1 / 2 / 3 | rAra h 8 |
A | + | + / + / + | – |
B | + | – | + |
Beide Personen zeigten eine Reaktion nach dem Verzehr von Erdnuss und IgE Antikörper gegen Erdnuss-Extrakt bei der Blutuntersuchung. Vor einigen Jahren wäre die Diagnostik hier beendet und beiden Personen wäre empfohlen worden: Meiden von Erdnuss inklusive aller Produkte mit möglichen Spuren von Erdnuss. Was das für die Lebensqualität bedeutet, wissen nur Betroffene.
Heutzutage geht die Diagnostik mit den letzten beiden Spalten in der Tabelle weiter. Person A hat eine primäre Erdnussallergie, hier ist tatsächlich die konsequente Meidung von Erdnuss und Produkten, die Erdnuss in Spuren enthalten könnten, angeraten. Ausserdem ist das permanente Mitführen der Notfallmedikation notwendig.
Bei Person B ist das aber nicht notwendig. Eine Sensibilisierung gegen rAra h 8 ist in den meisten Fällen mit einer lokalen Reaktion, wie dem oralen Allergiesyndrom verbunden. Systemische Reaktionen bei diesem Sensibilisierungsmuster sind so selten, dass das Meiden von Produkten mit Erdnuss als Zutat empfohlen wird, nicht aber die Spurenmeidung. Eine ganz andere Lebensqualität.
Bei einer Nahrungsmittelallergie lohnt sich in vielen Fällen die molekulare Allergiediagnostik. Zum Beispiel erhält man bei der Allergie gegen Kuhmilch oder Hühnerei einen Hinweis, ob verbackene Milch oder verbackenes Ei vertragen wird.
Bei der Allergie gegen Nüsse (Schalenfrüchte) kann abgeschätzt werden, ob die Allergie mit einer schweren Symptomatik verbunden ist. Bei einer Weizenallergie kann festgestellt werden, ob bei dieser Allergie schwere Reaktionen an die Kombination: Verzehr von Weizen plus körperliche Aktivität gekoppelt sind.
Was bedeutet das für uns als Betroffene?
Wird bei Dir oder Deinem Kind die molekulare Allergiediagnostik durchgeführt, ist das nur von Vorteil. Ganz wichtig ist aber, dass bei der Beratung dann auch die Ergebnisse der molekularen Allergiediagnostik berücksichtigt werden. Denn dann kann ganz individuell und viel detaillierter über die Meidungsstrategie entschieden werden. Das wiederum verbessert die Lebensqualität der gesamten Familie deutlich!
Hast Du noch Fragen zur Allergiediagnostik? Gerne in die Kommentare damit!
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Ein wirklich gelungener und informativer Webauftritt. Die Bedeutung der Oecotrophologie in Bezug auf Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten wird hier verdeutlicht und vor allem verständlich erklärt. Leider gibt es nicht all zu viele allergologisch qualifizierte und zertifizierte Berater. Zumindest bei uns in Berlin. Ich folge dem Blog und den Podcast gespannt weiter, auch wenn es fachlich für mich nicht all zu viel Erkenntnisgewinn gibt, was zugunsten der Verständnis der Artikel für Betroffene geht. Ich selber bin als Heilpraktiker in eigener Praxis mit eigenem Labor (IgE!) tätig und muss oft mit erschrecken feststellen wie wenig Kenntnis ärztlicherseits über die Diagnostik, Interpretation und die Betreuung und Versorgung von Nahrungsmittelallergikern herrscht. Von Naturheilkundlern und Heilpraktikern ganz zu schweigen. Bis vor einiger Zeit war mir nicht klar das sogar allergologisch gut fortgebildete Ärzte und Praxis rein gar nichts über die Existenz der Bescheinigung über die Notwendigkeit einer Ernährungsberatung wissen. Dabei ist nicht nur das pure Meiden und der EPI-PEN die einzige Behandlung. Auch Dinge wie Toleranzerhaltung und Kenntnis über die Lokalisation der einzelnen Proteine (nsLTP) z.B. in der Schale. All das sind Dinge die gut ausgebildete Ernährungsberater so unersetzlich macht. Machen Sie weiter so. Vielleicht auch bald mit einem Podcast für Fachkreise.
Sehr geehrter Herr Kohrt,
herzlichen Dank für Ihr ausführliches und positives Feedback zu meiner Arbeit. Ich hoffe sehr, dass auch Fachkreise meinen Podcast hören.
Viele Grüße
Yvonne Braun